Gedanken zum heutigen Sonntags-Evangelium;
A - Joh. 20,19-31
Manchmal, da fühle auch ich mich wie der zweifelnde Thomas.
Ich würde Dich gerne mit meinen eigenen Augen sehen, aber es gelingt mir nicht,
zumindest scheinbar nicht.
Ich spüre Dich und ich fühle Deine Nähe,
aber ich sehe dich im ersten Moment nicht.
Da kommen auch mir manchmal Zweifel. Doch da ist etwas,
deutlich zu spüren.
In der Schale mit Brot die
wir gemeinsam teilen,
in dem Kelch den wir uns gemeinsam teilen,
in den Worten die wir gemeinsam hören,
in dem Frieden den wir uns gegenseitig wünschen,
in den Gedanken die wir miteinander teilen,
in den Liedern die wir zusammen singen.
Da ist etwas in dem Moment, wo wir alle zusammenkommen
und unseren Alltag hinter uns lassen;
wo wir uns gemeinsam und bewusst aus der Routine heraus begeben,
wo wir uns öffnen und zur Ruhe kommen.
In diesen gemeinsamen Momenten gelingt es mir, dieses Gefühl deiner Präsenz noch besser zu greifen.
Mein Blick geht auf Wanderschaft und plötzlich sehe ich dich doch.
Ganz anders als erwartet, aber doch klar und deutlich.
Ich sehe dich in der Unruhe eines anderen,
in den Schmerzen eines anderen,
in der Ruhe eines ganz anderen,
in dem fragenden Gesicht am Ende des Raumes,
in den zweifelnden Blicken neben mir,
in der heiteren Gelassenheit mir gegenüber sitzend,
in den faltigen Händen eines erfüllten Lebens in der Sitzreihe ganz hinten,
in dem Lächeln das meinen Blick streift,
in dem Blick des Priesters am Altar stehend,
in der schmerzerfüllten Sehnsucht aus der Ecke,
in meiner eigenen Spiegelung im Fenster,
in dem Blick des Bettlers vor der Kirchentüre beim Gang hinaus.
Ganz deutlich, klar und greifbar.
Dann denke ich mir, wie dankbar ich doch für diesen kurzen Moment des Zweifels sein kann, wie wertvoll die Zweifel des Thomas für uns heute noch sind und spüre eine wohlige Wärme in mir aufsteigen.
© Photo Sascha Nikolas Berger
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